Treffen | Titel | Autor |
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12.03.2025 | Die Vegetarierin | Han Kang |
30.04.2025 | Vaterländer | Sabin Tambrea |
Autorin: Han Kang Taschenbuch im ATB-Verlag, 190 Seiten, 12 Euro Als 18. Frau (von insgesamt 117 Literaturpreisträgern) erhielt die südkoreanische Autorin Han Kang im letzten Jahr den Literaturnobelpreis. Das Komitee lobte ihre intensive Prosa, die mit historischen Traumata des Landes Korea konfrontiert und die Fragilität des menschlichen Lebens thematisiert. Han Kang habe, so das Preiskomitee, ein einmaliges Bewusstsein für die Verbindungen zwischen Körper und Seele wie auch zwischen Lebenden und Toten. |
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Literaturkreis Holzgerlingen 12. März 2025 (Stadtbücherei) Im März 2025 widmete sich der Literaturkreis bei seinem Treffen in der Stadtbibliothek dem Roman „Die Vegetariern“ von Han Kang Für den Literaturkreis Holzgerlingen war das die Anregung, „Die Vegetarierin“, das bisher bekannteste Werk von Han Kang zu lesen und zu diskutieren. Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. „Ich hatte einen Traum“, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet. Der Literaturkreis hatte deutliche Schwierigkeiten mit diesem verstörenden und teils bizarren Roman, einige konnten ihn nicht zu Ende lesen, andere kritisierten die Auswahlkriterien des Nobelpreiskomitees. Bei zwei weiteren kurz vorgestellten Romanen („Menschenwerk“ über ein Massaker der damaligen südkoreanischen Militärdiktatur 1980 in Gwanju mit 2.000 Opfern und „Unmöglicher Abschied“ über eine Niederschlagung eines angeblich kommunistischen Aufstandes auf der Insel Jeju 1948 mit über 30.000 Opfern) wurde das Ziel von Han Kang, sich mit historischen Traumata ihres Landes zu beschäftigen, aber sehr deutlich und die Nobelpreisentscheidung verständlicher, denn jahrzehntelang war es in Südkorea verboten, diese Massenmorde zu erwähnen. Noch 2013 bis 2017 stand Han Kang auf einer „Schwarzen Liste“ mit 9.000 Kulturschaffenden, die Kritik an der Regierung geübt oder die liberale Opposition unterstützt hatten. Heute gilt die 1970 geborene Autorin als wichtigste literarische Stimme ihres Landes. |
Autor: Sabin Tambrea Gutkind Verlag, 361 Seiten, gebundenes Buch Sabin Tambrea ist heute einer der profiliertesten deutschen Schauspieler. Ob auf der Bühne des Berliner Ensembles oder auf der Leinwand – ihn umgibt eine spezielle Aura, die viele Zuschauer in den Bann zieht. In seinem Roman “Vaterländer“ erzählt er die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die von Flucht, Verlust der Heimat, aber auch Liebe und Zusammenhalt geprägt ist. Der Roman teilt sich in drei Abschnitte, in denen drei Generationen -der junge Sabin, sein Großvater Horea und sein Vater Béla- zu Wort kommen. Im 1. Teil erinnert sich Sabin, wie er als Vierjähriger 1987 mit seiner Mutter und seiner Schwester in Deutschland ankommt, wo sie von Vater Béla erwartet werden. Béla hatte sich zwei Jahre zuvor auf einer Orchesterreise in den Westen abgesetzt, um sich und seine Familie aus der Ceausescu-Diktatur zu befreien. Sabin Tambrea beschreibt einfühlsam und anschaulich, welch großen Bruch Menschen erleben, die die Flucht in ein anderes Land wagen. Der Neuanfang in einem fremden Land bringt nicht nur Freiheit, sondern auch große Entbehrungen und Einsamkeit mit sich. Im 2.Teil lässt Sabin Tambrea seinen Großvater Horea zu Wort kommen. Dieser war 1949 vom rumänischen Geheimdienst verhaftet und ohne Grundlage zu Gefängnis und Arbeitslager ver-urteilt worden. Die Darlegungen zu Haft und Folter sind roher und sperriger zu lesen als die Kapitel I und III, weil sie als Zeitzeugnis geschrieben wurden, um das Unrecht zu benennen. Sabin Tambrea übersetzte die Memoiren und integrierte sie in seinen Roman. Der 3.Teil erfahren wir von seinem Vater Béla, der in Rumänien, in dem sich die Mangelwirtschaft unter Ceausescu weiter verschlimmert, keine Zukunft mehr sieht. Seine Entscheidung, 1985 zu fliehen und seine Familie später nachkommen zu lassen, war risikoreich, bei der es keine Garantie dafür gab, dass der Plan am Ende aufgeht. Die Liebe zwischen Béla und seiner Frau Rodica und der Zusammenhalt der Familie in schwierigen Zeiten führen zur Wiedervereinigung und einem Neuanfang in Freiheit. |
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Literaturkreis Holzgerlingen 30. April 2025 (Stadtbücherei, Bericht: Uta-Maria Köninger) Der vielschichtige Vortrag über das Buch löste in der Diskussion immer weder ein Déjà-vu Erlebnis aus: Als lesenswert wurde das Buch erlebt wegen: |