Treffen | Titel | Autor |
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25.01.2023 | Das München-Komplott | Wolfgang Schorlau |
15.03.2023 | Der Salzpfad | Raynor Winn |
Wolfgang Schorlau Es geht um das Attentat auf das Münchner Oktoberfest von 1980, bis heute der größte Terroranschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte mit 13 Toten und 221 Verletzten. Als Alleintäter wurde der rechtsradikale Gundolf Köhler identifiziert. Endgültig aufgeklärt ist dies bis heute nicht, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen von 2012 endete acht Jahre später mit einer erneuten Einstellung des Verfahrens durch den Generalbundesanwalt. Dengler versucht, mit seinen Mitteln Licht in die damaligen Ermittlungen zu bringen, und findet viele Ungereimtheiten und Widersprüche, verschwundene Zeugenaussagen, rätselhaft verstorbene Zeugen, vernichtete Asservate, nicht angehörte V-Leute der deutschen Geheimdienste usw. Er vermutet schließlich eine Involvierung der damaligen der NATO unterstellten Gladio-Gruppe. |
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Literaturkreis Holzgerlingen 25. Januar 2023 (Stadtbücherei) Der Literaturkreis Holzgerlingen traf sich – fast auf den Tag zwei Jahre nach seiner Gründungssitzung – im Januar 2023 in der Stadtbücherei zu einem reinen Krimiabend. Früher eher als trivial angesehen, ist der Krimi inzwischen eine anerkannte Literaturgattung, für die es sogar Preise gibt, z.B. den jährlichen „Deutschen Krimi-Preis“. Mit dem Preis ausgezeichnete Autoren wie Mankell oder Donna Leon sind vielen von uns ein Begriff. Zu den Preisträgern gehört auch der Stuttgarter Autor Wolfgang Schorlau. Sein fünfter Dengler-Fall „Das München-Komplott“ war das aktuelle Thema. Die Diskussion lobte den Krimi als spannend und gut geschrieben, erstaunlich nahe an den damaligen Fakten und mit politischem Engagement („ein Polit-Krimi“). Die (zu vielen) Nebenakteure empfanden manche als „plump“, blass und nicht weiterführend. Im zweiten Teil des Abends kam ein „lebendiger“ Autor aus dem Schönbuch als Gast in die Stadtbücherei: George B. Wenzel. Gefragt, wie lange er an einem solchen Roman arbeite, differenzierte der Autor zunächst zwischen Recherche und Schreiben und schätzte seinen Aufwand für das zweite Buch auf vier bis sechs Stunden täglich, und das zwei Jahre lang. Die Orte, die er beschreibt, hat er alle besucht. Als Fazit (auch seiner Berufstätigkeit) plädierte er lebhaft für die Wichtigkeit von „integrierten Kontrollen in den Geschäftsabläufen“. Ein dritter Krimi, so deutet er an, ist in Arbeit. |
Autorin Raynor Winn 416 Seiten, Goldmann Verlag, Taschenbuch «Der Salzpfad» von Raynor Winn ist ein autobiographischer Reisebericht über Englands mehr als 1000 km langen Fernwanderweg, den South West Coast Path, den die Autorin mit Ihrem Ehemann als «Vagabunden wider Willen» meistern. 2012 werden Raynor und Moth durch zwei Schicksalsschläge heimgesucht. Sie haben in die Firma eines Freundes investiert, die dann bankrott ging. Das Gerichtsurteil hat zur Folge, dass sie alles verlieren: ihr Zuhause, ihr Geld und ihre Erwerbsmöglichkeit. Zudem erfährt Moth, dass er eine unheilbare Nervenkrankheit (CBD) hat, die mit Gedächtnisverlust einhergeht und seine Lebenszeit begrenzt. In dieser ausweglosen Lage packen sie ein Zelt und das Allernötigste in zwei Rucksäcke und beschließen, den Küstenweg zu erwandern. Ihr Reisebegleiter wird das Buch «Five Hundred Mile Walkies». Ohne klares Ziel und lange Vorbereitung laufen sie los. Sie begegnen Gastwirten, Naturschwärmern und besser gestellten Wanderern. Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht. Sie erleben in ihrer unfreiwilligen Außenseiterposition auch die heilende Kraft der Natur, die Liebe füreinander und berührende Mitmenschlichkeit. Am Ende der Reise geht es Moth nicht nur gesundheitlich besser, sondern beide haben wieder ein Zuhause und eine berufliche Perspektive. |
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Literaturkreis 15. März 2023 (im Generationenhaus Holzgerlingen, Bericht: Uta-Maria Köninger) Ein lebendiger Vortrag über das Buch bildete den Einstieg in die Diskussion, die um die Frage kreiste: «Wie geht man damit um, wenn man unfreiwillig in der Mitte des Lebens noch einmal komplett von vorn anfangen muss?» Herausfordernd zu lesen waren die harten Bedingungen des Wanderns: die körperlichen Beschwerden, die Nässe, die Kälte, der Hunger, die Vorurteile gegenüber Obdachlosen und die Mittellosigkeit. Weiteren Diskussionsstoff bildeten die Fragen: «Was bewirkt die Reduktion der äusseren Einflüsse, die Konzentration auf das Wesentliche? Was hat sich für die beiden auf ihrer Wanderung verändert? Wie knüpft man nach einer solchen Wanderung an sein altes Leben an?» Kritisch gesehen wurde, dass sich das Paar mit Anfang 50 auf diese kräftezehrende Wanderung macht, mit Übernachtungen im Zelt, zu wenig Geld und der drohenden tödlichen Erkrankung. Irritierend empfunden wurde, dass das Buch teilweise fiktiv, wie ein Roman wirkt, obwohl es sich um einen autobiographischen Reisebericht handelt. |
Beim nächsten Treffen im April soll das Buch „Aufbrechen“ von Tsitsi Dangarembga, die 2021 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielt, diskutiert werden.